Tennessee Williams

Die Glasmenagerie

Ein Spiel der Erinnerung in zwei Teilen

Uraufführung: 26.12.1944 in Chicago, USA

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Aus einem in Hollywood abgelehnten Filmdrehbuch hervorgegangen, weist dieses Erinnerungsdrama, das den Weltruhm des Autors begründete, eine Reihe formaler Besonderheiten auf, die sich in keinem anderen Stück von W. finden. Der autobiographische Erzähler Tom Wingfield rekapituliert, vom schlechten Gewissen getrieben, die Gründe und Begebenheiten, die ihn vor vielen Jahren veranlaßten, seiner Familie davonzulaufen. Dabei ist er als Erzähler und Akteur auf zwei verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen präsent; die Übergänge sind jedoch nicht so fließend, wie es die zugrundeliegenden Bewußtseinsassoziationen nahelegen würden und wie es im Film durch Überblendungen leicht möglich wäre. Von wenigen kommentierenden Szenenfragmenten abgesehen, die insbesondere den Zeitzusammenhang der dreißiger Jahre ins Spiel bringen, bleibt Die Glasmenagerie ein einfach gebautes, mit Symbolik beladenes Familiendrama.

Der Vater hat die Familie verlassen, weshalb Tom als Ernährer in einer Schuhfabrik ein von seinen dichterischen Ambitionen weit entferntes Dasein fristet, dem er abends regelmäßig in die Abenteuerwelt des Kinos entflieht - sehr zum Verdruß der Mutter, die, aus einer herrschaftlichen Südstaatenfamilie stammend, ihren Kindern dadurch auf die Nerven geht, daß sie ständig von der großen Vergangenheit erzählt und die Verhaltensnormen dieser Gesellschaft auch in der gänzlich anderen Umgebung einer großstädtischen Mietskaserne in St. Louis aufrechterhalten will. Laura, Toms leicht körperbehinderte und neurotisch-regressive Schwester, die vor den Anforderungen des Alltags in die Illusionswelt ihrer Glastierchensammlung flieht, steht zwischen den Fronten. Als letzter Ausweg, um die für Tom wie Amanda unerträgliche Situation der totalen gegenseitigen Abhängigkeit zu beenden, soll Laura nach allen Regeln südstaatlicher Etikette an den Mann gebracht werden.

Tom soll den "herrschaftlichen Freier" (gentleman caller, so auch der ursprüngliche Titel des Stücks) besorgen. Er lädt seinen Arbeitskollegen Jim O'Connor ein, der als gentleman caller natürlich eine Fehlbesetzung ist. Im Verlauf eines übertrieben festlichen Abendessens stellt sich heraus, daß Laura, Tom und Jim Schulkameraden waren und Laura heimlich in Jim verliebt ist. In seiner unbefangenen, unbedachten Art spielt Jim den Psychiater und erweckt Laura zu kurzer Blüte. Doch dann entzieht er sich der Verantwortung und verläßt überstürzt die Wingfieldsche Wohnung. Laura versinkt in tiefe Depressionen, Amanda macht Tom für das Geschehene verantwortlich, und dieser ergreift endgültig die Flucht.

Personen:   Amanda Wingfield - Laura, ihre Tochter - Tom, ihr Sohn - Jim O'Connor, ein Besucher

Epochen und Strömungen:   Drama und Theater des 20. Jh.

 

   

 

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