Aus einem in Hollywood abgelehnten Filmdrehbuch
hervorgegangen, weist dieses Erinnerungsdrama, das den Weltruhm des Autors
begründete, eine Reihe formaler Besonderheiten auf, die sich in keinem
anderen Stück von W. finden. Der autobiographische Erzähler Tom Wingfield
rekapituliert, vom schlechten Gewissen getrieben, die Gründe und
Begebenheiten, die ihn vor vielen Jahren veranlaßten, seiner Familie
davonzulaufen. Dabei ist er als Erzähler und Akteur auf zwei verschiedenen
Zeit- und Handlungsebenen präsent; die Übergänge sind jedoch nicht so
fließend, wie es die zugrundeliegenden Bewußtseinsassoziationen nahelegen
würden und wie es im Film durch Überblendungen leicht möglich wäre. Von
wenigen kommentierenden Szenenfragmenten abgesehen, die insbesondere den
Zeitzusammenhang der dreißiger Jahre ins Spiel bringen, bleibt Die
Glasmenagerie ein einfach gebautes, mit Symbolik beladenes
Familiendrama.
Der Vater hat die Familie verlassen, weshalb Tom als
Ernährer in einer Schuhfabrik ein von seinen dichterischen Ambitionen weit
entferntes Dasein fristet, dem er abends regelmäßig in die Abenteuerwelt des
Kinos entflieht - sehr zum Verdruß der Mutter, die, aus einer
herrschaftlichen Südstaatenfamilie stammend, ihren Kindern dadurch auf die
Nerven geht, daß sie ständig von der großen Vergangenheit erzählt und die
Verhaltensnormen dieser Gesellschaft auch in der gänzlich anderen Umgebung
einer großstädtischen Mietskaserne in St. Louis aufrechterhalten will.
Laura, Toms leicht körperbehinderte und neurotisch-regressive Schwester, die
vor den Anforderungen des Alltags in die Illusionswelt ihrer
Glastierchensammlung flieht, steht zwischen den Fronten. Als letzter Ausweg,
um die für Tom wie Amanda unerträgliche Situation der totalen gegenseitigen
Abhängigkeit zu beenden, soll Laura nach allen Regeln südstaatlicher
Etikette an den Mann gebracht werden.
Tom soll den "herrschaftlichen Freier" (gentleman caller,
so auch der ursprüngliche Titel des Stücks) besorgen. Er lädt seinen
Arbeitskollegen Jim O'Connor ein, der als gentleman caller natürlich
eine Fehlbesetzung ist. Im Verlauf eines übertrieben festlichen Abendessens
stellt sich heraus, daß Laura, Tom und Jim Schulkameraden waren und Laura
heimlich in Jim verliebt ist. In seiner unbefangenen, unbedachten Art spielt
Jim den Psychiater und erweckt Laura zu kurzer Blüte. Doch dann entzieht er
sich der Verantwortung und verläßt überstürzt die Wingfieldsche Wohnung.
Laura versinkt in tiefe Depressionen, Amanda macht Tom für das Geschehene
verantwortlich, und dieser ergreift endgültig die Flucht.